Abfall ist Wertstoff

Bild: Marco Verch, Creative Commons Lizenz: CC BY 2.0

Abfall vermeiden, recyclen, verwerten

Matthias Fricke, einer der beiden Geschäftsführer von ALBA Braunschweig GmbH, stand auf der Mitgliederversammlung des Kreisverbands am 06.09.2018 Rede und Antwort zur Abfallwirtschaft in Braunschweig. Er stellte sich zahlreichen Fragen und Diskussionsbeiträgen rund um das Thema Abfall.

Zunächst ein kurzer Rückblick: 1980 traten wir Grüne mit einem ökologisch orientierten Programm auf den Plan. Wichtige Forderung ist eine ökologische Kreislaufwirtschaft. Wie steht es darum in Braunschweig im Jahre 2018?

ALBA-Group hat kommunale Aufgaben übernommen

Die Stadt Braunschweig hat mit der politischen Mehrheit von CDU und FDP zunächst einen Teil des kommunalen Abfallwirtschaftsbetriebes und dann 2004 auch die restlichen 51% ihres Geschäftsanteils verkauft. Seitdem betreibt die ALBA Braunschweig GmbH die Abfallwirtschaft und Stadtreinigung in privater Hand. Die damals städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in das Übernehmen überführt. Der Betrieb beschäftigt derzeit 270 Mitarbeitende inklusive sechzehn Auszubildende aus zehn Nationen. Alle Angestellten sind nach Tariflohn (TVöD) bezahlt. Seit der Vollprivatisierung hat die ALBA Braunschweig GmbH einen Beirat, der sich aus Politik, Arbeitnehmervertretung, Wirtschaft und Gesellschaft hat eine ausschließlich beratende Funktion übernimmt. Die Grüne Ratsfraktion entsendet ein Mitglied in den Beirat.

Vor 50 Jahren gegründet, besteht die ALBA-Group heute aus über 150 Einzelgesellschaften. Diese sind in Deutschland, Europa und Asien unter den Namen ALBA und Interseroh aktiv. Die ALBA-Group ist ein Privatunternehmen, dass derzeit von zwei Brüdern geführt wird. Weltweit erwirtschafteten in 2016 rund 7.500 Mitarbeiter mehr als 1,8 Mrd. Euro.

ALBA in Braunschweig: Abfall, Straßenreinigung und Winterdienst

ALBA sammelt Abfall im gesamten Stadtgebiet ein: Rest-, Bio- und Sonderabfall, Papier, Glas, Sperrmüll und Elektrogeräte. Die Verwertung erfolgt zum Teil in Zusammenarbeit mit Dritten. Entsprechend den Verträgen mit der Stadt Braunschweig reinigt ALBA Straßen, leert Papierkörbe und verrichtet den Winterdienst. Ferner werden zwei Wertstoffhöfe in Braunschweig betrieben: Frankfurter Str. 251 im Westlichen Ringgebiet und Celler Heerstr. 335 in Watenbüttel. Auch eine Lkw- und Pkw-Werkstatt gehören zur Ausstattung der Firma in Braunschweig.

Abfall in Braunschweig: Zahlen und Trends

Matthias Fricke, Geschäftsführer ALBA Braunschweig, referiert zu Abfall als WertstoffMatthias Fricke erläuterte in seinem Vortrag eine Vielzahl von Zahlen und Fakten. Laut Kreislaufwirtschaftsgesetz soll die stoffliche Verwertung gestärkt, die thermische hingegen vermindert werden. Dies gelingt sowohl durch den weiteren Ausbau der Getrennterfassung bezüglich Menge und Qualität, als auch durch die Entfrachtung des Sperrmülls und der direkt gelieferten Abfälle von Fremdstoffen. So geht der Restabfall bereits kontinuierlich zurück, von 2012 bis 2017 von 219,5 kg auf 187,5 kg / Einwohner. Die Wertstofftonne wird angenommen und genutzt. Die Ausweitung der wöchentlichen Leerung der Biotonne von 3 auf 6 Monate (Mitte Mai bis Anfang / Mitte November) hat innerhalb des Jahres 2017 zu einer Mengensteigerung von 2.100 Tonnen auf insgesamt rund 18.600 Tonnen geführt.

Größte Herausforderung nach über 25 Jahren Biotonne in Braunschweig ist das Problem der Fehlbefüllung mit Plastiktüten. Plastiktüten werden häufig in der Küche zur Sammlung von Bioabfällen verwendet. Leider gelangen sie anschließend vielfach mitsamt des Bioabfalls in die Biotonne. Auf Plastikmüll in den Meeren angesprochen, erklärt Matthias Fricke, dass ALBA kein Plastik in die Meere einbringe. In Deutschland werden die Kunststoffabfälle (gelber Sack bzw. Tonne) in hochmodernen Anlagen sortiert und anschließend an verschiedene Verwertungsanlagen weitergegeben. ALBA beispielsweise betreibt in Eisenhüttenstadt ein Werk in dem Kunststoffabfälle aus dem gelben Sack zu einem Recyclingkunststoff verarbeitet werden. Aus dem sogenannten Recyclat können wieder neue Produkte hergestellt werden. Zur Kunststoffverwertung insgesamt ist zu sagen: „bundesweit werden 53% energetisch, 46% werk- und rohstofflich und 1% auf Deponien gelagert.

Auch die Digitalisierung hält Einzug. So gibt es Sensorik für Abfallbehälter, um die Füllstände anzuzeigen und unnötige Wege vermeiden zu können. Demselben Ziel dient die Vernetzung der Fahrzeuge mit Verkehrsleitsystemen. Darüber hinaus gibt es ein umfangreiches Online-Angebot für die KundInnen.

Die Grundlage: Das Kreislaufwirtschaftsgesetz

Das Kreislaufwirtschaftsgesetz ist ein Ergebnis der Rot-Grünen Bundesregierung und trat 1994 in Kraft. In der Fassung von 2012 lenkt es den Umgang mit unseren Ressourcen durch eine mehrstufige Kaskadennutzung. An oberster Stelle steht „vermeiden“. Dann folgt das „Wiederverwenden“ oder auch „Recyclen“ bis hin zur (derzeit häufigsten thermischen) „Verwertung“. Allerdings werden die Stoffe durch das „Downcycling“ immer minderwertiger. Daher steht an letzter Stelle die „Beseitigung“ bzw. „Deponierung“ von solchen Stoffen, die im Boden und über die Zeiten stabil bleiben.

ALBA trägt dem grundsätzlichen Ziel der Kreislaufwirtschaft auch durch seinen Slogan Rechnung „Wir nennen es Rohstoff“. Tatsächliche Vermeidungsstrategien sind Aufklärungskampagnen vor allem für Schulkinder, die Abgabe von firmeneigenem Kompost aus der Biotonne und das sogenannte „Upcyceln“. Letzteres ist eine vornehme Umschreibung von dem, „was die Großmutter noch weiß“, wie z. B. aus der Socke ein Osterhase werden kann oder aus einer ausgedienten Waschmaschinentrommel ein Grill.

Müllfreie Stadtfeste (z. B. Weihnachtsmarkt, Magnifest, diverse Veranstaltungen auf dem Kohlmarkt) sind möglich und mit Auflagen zur Sondernutzung durchsetzbar. Es ist möglich, den Schaustellern und Standbetreibern die Nutzung von Einweggeschirr zu untersagen und damit eine erhebliche Reduzierung von Abfall zu bewirken. Ein Geschirrmobil könnte statt dessen Geschirr zur Verfügung stellen und die Reinigung sichern. Das ist am Ende eine Frage des politischen Willens, die der Rat der Stadt Braunschweig anstoßen kann.

Müllvermeidung und Abfallverwertung sind heute vielfach Stand der Technik – vor allem dort, wo sich damit Geld verdienen lässt. Dennoch gibt es viel zu tun, bis die Wirtschaft ressourcenneutral funktioniert. Wir Menschen haben nur diese eine Erde. Für den kleinen Beitrag zum Anstoß der Kreislaufwirtschaft klopfen wir Grüne uns deshalb mal auf die Schulter.

Weitere Informationen

Heinrich Böll Stiftung – Der Meeresatlas

Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion – Grüner Aktionsplan gegen Plastikmüll

Bündnis 90/Die Grünen Braunschweig (26. März 2018) – Plastikfasten – Plastikfrei leben

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