Stadt für Kinder und Jugendliche

In der Corona-Pandemie mussten Kinder oft zurückstecken. Wir wollen sicherstellen, dass sie in den kommenden fünf Jahren endlich als gleichberechtigte Braunschweiger*innen gesehen werden. Jedes Kind soll die optimale Förderung erhalten, die es für seine persönliche Entwicklung benötigt. Dabei müssen Inklusion und Integration überall zur Selbstverständlichkeit werden.

Wir fordern eine moderne, kommunal vernetzte Bildungs- und Betreuungslandschaft, die für alle Kinder in Braunschweig die passenden Angebote bereithält.

Kinderbetreuung

Wir wollen die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für die Null- bis Sechsjährigen durch Neubau und Erweiterung von Kindertagesstätten und den weiteren Ausbau der Tagespflege umsetzen. Dazu planen wir, einen quartiersbezogenen Kindertagesstätten-Plan aufzusetzen, mit dem frühzeitig auf veränderte Bedarfe in den Stadtteilen reagiert werden kann. Dabei legen wir Wert auf die Qualität der Betreuung – sei es bei den Betreuungszeiten, der Weiterbildung des Personals, der sprachlichen Förderung oder der frühkindlichen Bewegungsförderung. Wir wollen sicherstellen, dass allen Kindertagesstätten ausreichend Bewegungsflächen zur Verfügung stehen, um jedem Kind einen bewegten Alltag zu ermöglichen. Wir wollen regelmäßige Supervisionsangebote für Erzieher*innen ermöglichen und somit Raum für fachliche Reflexion und Qualitätssteigerung schaffen.

Wir wollen das Familienzentrenprogramm, das Eltern in Bildungsprozesse einbezieht, mit mindestens zwei zusätzlichen Familienzentren pro Jahr fortführen. Das Rucksackprojekt zur Sprachförderung, das vor allem Eltern aus nicht deutschsprachigen Familien bei der Sprachförderung ihrer Kinder ermächtigt und begleitet, wollen wir auf mehr Kitas ausweiten. Dazu muss die Stadt eine Vielfalt an Träger*innen fördern. Besonders kleine Träger*innen und inklusive Einrichtungen müssen dabei unterstützt werden. Der Kita-Ausbau darf nur im Ausnahmefall an der Wirtschaftlichkeit einer Einrichtung bemessen werden.

Erzieher*innen und pädagogische Fachkräfte tragen eine hohe Verantwortung für die Entwicklung unserer Kinder. Wir wollen Spitzenqualität in den Kindertagesstätten, die vor allem durch eine gute Ausbildung von Erzieher*innen gewährleistet wird. Darüber hinaus möchten wir Qualifizierungsprogramme aufsetzen, die den Quereinstieg in den Erzieher*innenberuf ermöglichen, um zusätzliches gut ausgebildetes Personal zu gewinnen.

Schule und Bildung

Grüne Bildungspolitik zielt auf vernetzte, alle Bildungsformen umfassende Bildungslandschaften ab, in denen alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben erhalten – unabhängig von zugeschriebener Herkunft, Geschlecht oder einer Behinderung. Wir verstehen Vielfalt als Lernchance und nicht als Lernhindernis.

Wir wollen an den Schulen und um die Schulen Räume schaffen, in denen alle Schüler*innen sich sicher, gefördert und gesehen fühlen. Unser Ziel ist ein Ausbauprogramm für die kommunale Schulsozialarbeit mit mindestens zwei zusätzlichen Schulsozialarbeiter*innen pro Jahr, unabhängig vom Landesprogramm. Außerdem wollen wir uns zusätzlich zum Landesprogramm für ein Schaffen und Nutzen außerschulischer Lernorte einsetzen. Lernen findet nicht nur im Klassenzimmer statt. Beispielsweise wollen wir Schulgärten und Schulgartenprojekte städtisch fördern. Auch die Bibliothekslandschaft soll ausgebaut werden.

Kooperative Ganztagesschulen

Wir wollen alle Grundschulen in kooperative Ganztagesschulen umwandeln, bis 2026 mindestens 80 %. Wir wollen bis 2026 die Schulkindbetreuung insgesamt auf 80 % Versorgungsquote ausbauen. Die Ganztagesschulen bieten ein kooperatives Modell zwischen Schule und Partner*innen der Jugendhilfe, das wir für zukunftsfähig halten. Sie garantieren für alle Kinder qualitätsvolle und verlässliche Nachmittags- und Ferienbetreuung bedarfsgerecht an fünf Tagen in der Woche oder in Tagesplätzen. Wir wollen, dass Inklusion auch für den Nachmittag die erforderliche Personalausstattung durch Aufstockung des bisherigen Programms erhält.

Neu zugewanderte Schüler*innen fördern

Bei neu zugewanderten Kindern darf die Intensität der Förderung nicht vom Aufenthaltsstatus abhängen. Herkunftssprachliche Kompetenzen wollen wir prüfen und sie als vollwertige Fremdsprache anerkennen lassen, auch im Schulzeugnis. Unabhängig vom Alter streben wir die Möglichkeit zur Erlangung eines Schulabschlusses auch für neu zugewanderte Jugendliche an.

Wir wollen die Schulbildungsberatung Braunschweig (SchuBS) nachhaltig ausbauen. In diesem Rahmen wollen wir kultur- und sprachneutrale Analyseverfahren im Rahmen der Berufsorientierung an Braunschweiger Schulen garantieren, sodass auch neu zugewanderte Schüler*innen gleichberechtigte Teilhabechancen im Übergang Schule-Beruf erfahren können.

Für die berufsbildenden Schulen wollen wir ein Konzept für ihre Stärkung und Weiterentwicklung zu regional vernetzten Berufsbildungszentren erarbeiten, um sie an einen Ausbildungsmarkt im Wandel anzupassen.

Gerade die Berufsschulen leisten im Bereich der Inklusion seit Jahrzehnten eine wichtige Arbeit, die zunehmenden Herausforderungen ausgesetzt ist. Daher wollen wir die kommunale Schulsozialarbeit auch an berufsbildenden Schulen stärken, um so die Chancengerechtigkeit zu erhöhen und sowohl den Einstieg in das Berufsleben zu erleichtern als auch die Abbruchquote in der Ausbildung zu verringern.

Das Bildungsbüro stärken

Wir wollen ausreichende Personalausstattung für Schulentwicklungsplanung und das Bildungsbüro sicherstellen, sodass rechtzeitig auf sich ankündigende Veränderungen in der Schullandschaft reagiert werden kann. Erste Schritte zum Aufbau einer vernetzten Bildungslandschaft durch das Bildungsbüro für alle Altersgruppen, das passgenau auf die Bedarfe und Anforderungen aller reagieren kann, müssen unternommen werden.

Gesunde und sichere Schule

Wir wollen Schulen als Orte der Bewegung durch moderne Bewegungsangebote auf allen Schulhöfen fördern. Es sollen Rückzugs- und Entspannungsmöglichkeiten für Schüler*innen geschaffen werden, die Erholungspausen im Schullalltag ermöglichen. Außerdem setzen wir uns für die Erarbeitung eines Konzepts für schmackhaftes und gesundes Schulessen ein, wobei die Einrichtung einer zentralen Küche ein Element sein kann. Die Beschaffung der Schulverpflegung wollen wir in den nächsten Jahren ökologisch ausrichten und schrittweise auf Biolebensmittel umstellen, die bestenfalls regional und saisonal produziert werden.

Um die Sicherheit der Schulwege zu erhöhen, sollen für Schulen mit Gefährdungspotenzial an runden Tischen gemeinsam mit Eltern-, Schulvertreter*innen und der Polizei die Schulwegpläne überarbeitet werden. Die Schüler*innenbeförderung soll weiter ausgebaut und bezüglich Fahrzeiten und Kapazitäten angepasst werden.

Schulsport

Spaß an Bewegung und Kenntnis über die Vielfältigkeit des Sports werden vom modernen Schulsport vermittelt. Auch werden dort wichtige motorische und soziale Fähigkeiten etabliert. Besonders für Kinder, die noch kaum Berührungspunkte mit außerschulischen Bewegungsangeboten haben, spielt ein attraktiver schulischer Sportunterricht, der die Freude an Bewegung aller Kinder in den Vordergrund stellt, eine zentrale Rolle. Dabei sind kurze Wege zu den Sporthallen und Sportplätzen sowie vielfältige Bewegungsräume auf unseren Schulhöfen eine Voraussetzung für Spaß an Bewegung und Sport.

Die sportlichen Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen wollen wir stärken, indem wir diese mehr als bisher von der Schule ausgehend denken. Über Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Sportangeboten finden viele Kinder den Einstieg in ihre Lieblingssportart und den Startschuss in ein bewegtes Leben. Wir Grüne wollen vielfältige Bewegungsmöglichkeiten auf Pausenhöfen schaffen und setzen uns für Schulsportstätten in der Nähe von Schulen ein. Dafür ist auch ein weiterer Ausbau der Sportstätteninfrastruktur notwendig. Wir werben darüber hinaus für mehr Schulsportangebote in Form von Arbeitsgemeinschaften.

Infrastruktur der städtischen Schulen und Kindertagesstätten

Die Schulen müssen sichere Lernorte werden, an denen Schüler*innen sich wohlfühlen können und die ihnen alle Mittel bieten, die für eine moderne Schulbildung notwendig sind.

Zielgerichtet streben wir einen effizienten Abbau des bestehenden riesigen Sanierungsstaus an Braunschweiger Schulen und Kindertagesstätten an. Neben der Behebung sonstiger Mängel ist auch eine energetische Sanierung der Gebäude erforderlich. Es braucht zudem eine verbesserte Sanitärausstattung, vor allem bei den Schultoiletten, und teilweise eine Erhöhung des Reinigungsintervalls. Zudem wollen wir erreichen, dass Bio-Menstruationshygieneartikel kostenfrei an allen Schulen zur Verfügung gestellt werden. Sport- und Schwimmhallen müssen umfassend saniert zur Verfügung stehen. Die Standortfrage für eine Sporthalle in der Innenstadt muss dringend geklärt werden, um eine zügige Umsetzung zu ermöglichen.

Notwendige Ressourcen zur Verfügung stellen

Es braucht einen signifikanten Anstieg der Ressourcen für Schulsanierungen und eine effizientere Ausgestaltung der Prozesse. Die eigene Verantwortung der Stadt ist öffentlich-privaten Partnerschaften vorzuziehen. Die Bau- und Sanierungspolitik soll transparent gestaltet werden.

Ebenso planen wir die Bereitstellung der notwendigen Ressourcen für Erweiterungen und den Neubau von Schulen, um den aktuellen Raum- und Sporthallenbedarfen gerecht werden zu können, und für ausreichend digitale Ausstattung an allen Schulen. Wir wollen den Medienentwicklungsplan fortführen. 

Außerdem müssen Barrieren für Schüler*innen abgebaut und Inklusion gewährleistende technische Einrichtungen und Baumaßnahmen gefördert werden, um echte Teilhabe zu ermöglichen. 

Jugendarbeit

Wir freuen uns über die ausgesprochen gute Versorgung Braunschweigs mit Jugendtreffs und Jugendzentren sowie das enge Netz an Jugendverbänden, die im Jugendring Braunschweig zusammengeschlossen sind.

Die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig ein Freizeit- und ergänzendes Bildungsangebot für Kinder und Jugendliche ist. Jugendzentren und Jugendverbände sind außerdem wichtige außerschulische Bildungsorte und Orte der Demokratieentwicklung.

Wir planen eine neue, moderne und individuell bedarfsorientierte Konzeption der Jugendarbeit in Braunschweig. Wir brauchen einen zeitgemäßen Ansatz, der sich an den Stadtteilen orientiert und seine Schwerpunkte verlagert, um neue Nutzer*innengruppen zu erreichen. Dabei spielt auch die Jugendarbeit gegen Rechtsextremismus eine zentrale Rolle für uns.

Selbstständiger Charakter der Jugendarbeit

Die Jugendarbeit darf ihren selbstständigen Charakter nicht verlieren, weshalb es eine Überarbeitung der Förderrichtlinien im Hinblick auf ausreichende Ressourcen braucht. Wir setzen uns für eine zielgerichtete Initiative der Stadt ein, um Schulen und andere Betreuungsangebote wie Sportvereine und Jugendzentren in ihrer Vernetzung zu stärken. Eine Kontaktbörse könnte koordinierte, gemeinsame Angebote und neue Chancen, wie beispielsweise die Nutzung von Schulhöfen außerhalb der Öffnungszeiten, ermöglichen.

Wir streben eine zügige Umsetzung der Einrichtung von zusätzlichen Jugendzentren in den neuen Baugebieten und unversorgten Stadtteilen an sowie die Sanierung oder den Neubau des B58 als Jugendkulturzentrum am Standort Bültenweg.

Chancengleichheit für junge Braunschweiger*innen

20 % aller Braunschweiger Kinder wachsen in Armut auf. Diese Zahl ist viel zu hoch. Viele Hemmnisse verhindern die Chancengerechtigkeit für junge Braunschweiger*innen. Besonders die Kinder von Alleinerziehenden, von Eltern mit geringen Deutschkenntnissen oder einem niedrigen Bildungsniveau sind in vielerlei Hinsicht massiv benachteiligt. Wir wollen, dass jedes Kind in Braunschweig alle Möglichkeiten hat, ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben zu führen.

Daher wollen wir mehr begleitende Unterstützung und Förderung von Familien erreichen. Es braucht die Ermöglichung von Zugängen zur Teilhabe an Bildung, kulturellen und sportlichen Aktivitäten. Es gibt in Braunschweig einen Flickenteppich einzelner meist durch Drittmittel geförderter Projekte, die wegen der kurzen Laufzeit oft nicht nachhaltig wirken können. Dem wollen wir entgegentreten und ein umfassendes und diskriminierungsfreies Unterstützungsangebot schaffen, angefangen von einem zugänglichen und anregenden Umfeld im Stadtteil über gut ausgestattete Einrichtungen bis hin zu begleitenden Fördermaßnahmen.

Wir wollen die Angebote der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe weiter stärken, vernetzen und ausbauen. Niedrigschwellige Angebote wie Jugend- und Erziehungsberatung sowie Kooperationsarbeit zwischen Kitas, Schulen und Jugendhilfe haben einen hohen Stellenwert in der Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und Familien.

Kommunaler Plan zur Chancengerechtigkeit

Wir wollen einen kommunalen Plan zur Chancengerechtigkeit als integriertes, fachbereichsübergreifendes Entwicklungskonzept erarbeiten und verabschieden. In diesen Plan werden ein aktualisiertes kommunales Handlungskonzept Kinderarmut, ein überarbeitetes Integrationskonzept, der neu zu erstellende Inklusionsplan und die entsprechenden Maßnahmen des integrierten Stadtentwicklungskonzepts („ISEK“) zu einem Gesamtplan zusammengeführt.

Für bisher durch Drittmittel geförderte Einzelprojekte wollen wir nachhaltige Finanzierung zur Verfügung stellen, die die Fortsetzung erfolgreicher Arbeit ermöglicht. Das heißt nicht, dass jedes geförderte Projekt dann durch die Stadt weitergeführt wird. Vielmehr wollen wir eine Grundstruktur schaffen und finanzieren, in die erfolgreiche geförderte Projekte dann integriert werden können. Zudem wollen wir einen dauerhaften Corona-Bildungsfonds für benachteiligte Kinder und Jugendliche einrichten.

Schließlich wollen wir die Teilhabequote steigern und einen unbürokratischen und leichten Zugang zu allen Angeboten des Bildungs- und Teilhabepakts durch geeignete Maßnahmen ermöglichen. Weiterhin wollen wir uns für die Finanzierung von Projekten einsetzen, die Familien unterhalb der Armutsgrenze bei der Anschaffung von Gegenständen wie Computern und Fahrrädern unterstützen.

Beteiligung von Kindern und Jugendlichen

Wir möchten die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen stärken, damit sie selbst aktiv für ihre Rechte einstehen können. Dazu wollen wir bei allen konkreten Maßnahmen, die Kinder und Jugendliche direkt betreffen, passende Beteiligungsformate ermöglichen. Regelmäßige Austauschformate zwischen Kindern, Jugendlichen, Rats- und Stadtbezirksratsmitgliedern können den Anliegen und Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen Gehör und Gewicht verschaffen. Wir wollen die Beteiligungsstelle beim Jugendamt ausbauen sowie im Dialog mit der Jugendpflege und den Jugendorganisationen das bestehende Beteiligungskonzept überprüfen und ausweiten. Außerdem wollen wir neben den vorhandenen Beteiligungsinstrumenten Ideen für geeignete offene Beteiligungsformen entwickeln, wie zum Beispiel ein Beteiligungsbüro, einen Jugendbeirat oder ein Kinder- und Jugendparlament. Darüber hinaus wollen wir, dass sich die Stadt Braunschweig auf Landesebene für das passive Kommunalwahlrecht ab 16 Jahren einsetzt.