Mobilität müssen wir bei allen Projekten der Stadtplanung und -entwicklung mitdenken. Grüne Mobilitätspolitik ist dabei nachhaltig, sozial- und geschlechtergerecht. Sie berücksichtigt die Bedürfnisse aller – aber vor allem die der Kinder, Jugendlichen, Senior*innen und Menschen mit Behinderung. Barrierefreiheit ist eine nicht verhandelbare Bedingung. Die öffentliche Förderung der einzelnen Verkehrsmittel muss sich in Zukunft an ökologischem Fußabdruck, Flächenverbrauch, Lärm- und Schadstoffausstoß sowie an der sozialen Gerechtigkeit ausrichten.
Öffentliche Flächen wollen wir sinnvoll unter den Verkehrsarten verteilen. Emissionsfreien, barrierefreien, kindersicheren, sozial verträglichen sowie öffentlichen Flächen mit inklusiven Nutzungen muss dabei Vorrang gewährt werden. Fuß- und Radwege sind für uns dabei zentrale Achsen von Mobilität und Begegnung.
Der Mobilitätsentwicklungsplan, der die Grundlage für die Entwicklung des Verkehrs in den nächsten Jahren prägt, soll eine deutliche grüne Handschrift tragen. Gleichzeitig wollen wir bereits vor Fertigstellung des Mobilitätsentwicklungsplans wichtige Projekte angehen und umsetzen.
Fußverkehr
Wir setzen uns für ein Fußverkehrskonzept ein, das auf guten Wegen und definierten Qualitätsstandards basiert. Weder die Jahreszeit noch die Witterung dürfen eine Barriere für den Fußverkehr hervorrufen. Wir wollen deutlich stärker darauf hinarbeiten, dass Fußwege als der grundsätzlichste aller Mobilitätsräume für alle Menschen in Braunschweig immer uneingeschränkt und sicher begehbar sind, ohne Hindernisse durch mangelnde Entwässerung, fehlenden Winterdienst, Gehwegschäden oder Falschparken. Unser Ziel ist eine fußgänger*innenfreundliche Braunschweiger Innenstadt, in der alle Menschen barrierearm unterwegs sein können. Das schließt eine kritische Überprüfung von Ampelschaltungen mit ein. Straßen und Plätze wollen wir so gestalten, dass sie zum Beispiel auch mit Rollstühlen oder Rollatoren bequem genutzt werden können. Um den barrierefreien Umbau von Kreuzungen und Bushaltestellen zu beschleunigen, wollen wir für das ganze Stadtgebiet ein strategisches Konzept erstellen. Auch Grundschulkinder sollen den Weg zur Schule gefahrlos zu Fuß zurücklegen können.
ÖPNV
Wir setzen auf den ÖPNV als Rückgrat der Verkehrswende auf kommunaler Ebene. Die Mobilität der Zukunft ist vernetzt und digital. Um den Wechsel auf den ÖPNV zu erleichtern, muss das Angebot durch schnellere Taktung, mehr Komfort durch gut gestaltete Fahrzeuge mit ausreichend Platz für Kinderwagen und Fahrräder verbessert werden. Daher wollen wir eine ausreichende öffentliche Finanzierung sicherstellen.
Vielfältige Umsteigemöglichkeiten
Die Umsteigemöglichkeiten des ÖPNV müssen zuverlässig getaktet, attraktiv und barrierefrei sein. Das bedeutet, nicht nur das Umsteigen zwischen Bahnen und Bussen, sondern auch zu anderen Verkehrsmitteln zu ermöglichen. Wir wollen sichere und gut beleuchtete Fahrradabstellanlagen sowie Angebote für Leihräder, E-Roller und Carsharing besser verfügbar machen. Insbesondere Haltestellen am Stadtrand und Parkplätze wollen wir zur Verfügung stellen, um die Nutzung des öffentlichen Verkehrs auf dem Arbeitsweg attraktiv und zuverlässig zu gestalten. Wir setzen uns für eine Verbesserung des ÖPNV und für gute Mobilitätsketten in den ländlichen Gebieten unserer Region ein. An größeren Haltestellen und Bahnhöfen sollen Fahrradparkhäuser entstehen – für Abo-Kund*innen selbstverständlich kostenfrei.
Wir wollen eine Verbesserung der Fahrradmitnahme im ÖPNV erreichen. Zudem engagieren wir uns für attraktive, gut beleuchtete und mit Wetterschutz ausgestattete Haltestellen. An Knotenpunkten können Bäcker, Supermärkte und weitere Läden des täglichen Bedarfs das Angebot abrunden. Der neue Knotenpunkt Bahnhof Gliesmarode ist ein gutes Beispiel, das wir vielfach in der Stadt kopieren wollen.
Informationen und Service
Das vernetzte Mobilitätsangebot muss leicht zugänglich und verständlich sein. Daher setzen wir uns für eine Weiterentwicklung der ÖPNV-App ein, sodass neben Fahrgastinformationen, Echtzeit-Fahrplanauskünften und Ticketbuchungen sowie der Einbindung in ein deutschlandweites Ticketverkaufssystem auch das Reservieren von Leihfahrzeugen aller Art möglich ist. Dabei müssen wesentliche Informationen selbstverständlich immer auch ohne App zur Verfügung stehen. Bei der Berechnung von Tarifen soll für Kund*innen automatisch das günstigste Angebot ermittelt werden.
Wir wünschen uns die Entwicklung eines digitalen Check-in-Check-out-Tarifs. Das heißt, dass nur die tatsächlich gefahrene Strecke bezahlt wird und somit ein flexibler Tarif zur Verfügung steht. Unterschiedlichen Lebensrealitäten von Menschen wollen wir mit passgenauen Abo- und Monatskarten Rechnung tragen. Dazu gehören rabattierte Tickets für Menschen mit keinem oder geringem Einkommen ebenso, wie kostengünstige Schüler*innentickets, Abo- und Monatskarten für Pendler*innen und Menschen im Ruhestand.
Im Rahmen des regionalen Verkehrsverbunds setzen wir uns für eine kostengünstige Einbeziehung der Fahrradmitnahme in Abo- und Monatskarten ein.
Starke Stadtbahn
Weiterhin unterstützen wir das Stadtbahnausbauprogramm Stadt-Bahn-Plus, denn Stadtbahnen sind Vorreiterinnen bei der Elektromobilität. Sie haben im Vergleich zu Bussen eine höhere Fahrgastkapazität und bedienen stark nachgefragte Verbindungen in Braunschweig vor Ort emissionsfrei. Bei der Sanierung und dem Neubau von Stadtbahnstrecken soll die Lärmminderung hohe Priorität genießen. Ergänzend wollen wir die Umstellung der Ringbusse auf eine Stadtbahn zwischen Cyriaksring über Rudolfplatz, Amalienplatz, Rebenring und Hagenring zum Leonhardplatz prüfen lassen. Mit dem Regionalverband sind Streckenausbauten ins benachbarte Wolfenbüttel, nach Vechelde über Lamme, nach Lehre und von Rautheim nach Sickte zu untersuchen. Wir setzen uns darüber hinaus für die Reaktivierung der Bahnstrecke in Richtung Wendeburg im Schienenpersonennahverkehr ein.
Wir brauchen gutes Personal, das die hohe Verantwortung trägt, täglich die Kund*innen des ÖPNV sicher an ihr Ziel zu bringen. Diese Arbeit ist gut und transparent nach Vereinbarungen in Tarifverträgen zu bezahlen. Wir müssen aktiv dem Fachkräftemangel im ÖPNV entgegenwirken. Die Arbeitsbedingungen können mit ergänzenden Angeboten wie Betriebskindergärten, Kantinen, Qualifizierungsmaßnahmen und betriebsinternen Aus- und Weiterbildungen gefördert werden.
Radverkehr
Wir engagieren uns für an den Bedarfen der Radfahrer*innen angepasste Radwege, die alle sicher ans Ziel führen – sei es die Schule, der Arbeitsplatz, die Innenstadt oder ein anderes Stadtviertel.
Ein gutes Veloroutennetz
Wir wollen ein Veloroutennetz für Braunschweig, das sich für Menschen jeden Alters eignet. Planung und Bau dieser Routen sollen möglichst schnell beginnen. Ein Pilotprojekt soll der Start für den kontinuierlichen Aufbau eines Veloroutennetzes sein, das später die ganze Stadt durchzieht. Velorouten sollen dabei nicht nur Pendler*innen zügiges Vorankommen ermöglichen, sondern auch Kindern und Familien zu bedarfsgerechter und sicherer Radmobilität verhelfen. Das Fahrradparken wollen wir durch Umwidmung von Kfz-Parkplätzen in Wohnquartieren und insbesondere an öffentlichen Einrichtungen sowie in Bereichen von Handel und Gastronomie fördern. Um auch den Radverkehr in der Region weiter zu stärken, wollen wir das innerstädtische Veloroutennetz durch regionale Radschnellwege ergänzen. Die Planungen von Velorouten und Radschnellwegen müssen eng aufeinander abgestimmt werden.
Sicherheit für den Radverkehr
Um den Radverkehr sicherer zu machen, setzen wir uns für den Umbau einer Kreuzung zu einer „geschützten Kreuzung“ als Pilotprojekt ein. Dabei wird der Radverkehr durch Schutzinseln vom Kfz-Verkehr physisch getrennt und erhält geschützte Warteflächen. Wo der Autoverkehr an viel befahrenen Straßen mit mehr als 30 km/h Regelgeschwindigkeit unterwegs ist, wollen wir einen separat geführten Radweg oder einen baulich gesicherten, ausreichend breiten Radfahrstreifen realisieren – wenn notwendig auch durch Rückbau einer Fahrspur für den motorisierten Verkehr. Um die Gefahren für Radfahrer*innen durch rechts abbiegende Pkw und vor allem Lkw zu reduzieren, setzen wir auf getrennte Ampelschaltungen für den Radverkehr und den motorisierten Individualverkehr.
Bei Fahrradwegen und -spuren setzen wir uns für eine regelmäßige Reinigung ein. Bei Velorouten soll der Winterdienst in hoher Qualität mit mindestens der gleichen Priorität wie für Hauptstraßen des Kfz-Verkehrs durchgeführt werden. Beim Thema Beleuchtung sind wir der Meinung, dass auch Alltagsradwege abseits von Straßen beleuchtet werden müssen. Hier setzen wir auf intelligente, mit Bewegungsmeldern gesteuerte Beleuchtungen.
Motorisierter Verkehr
Damit viele Wege in der Stadt problemlos zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem ÖPNV in kürzester Zeit und kostengünstig zurückgelegt werden können, wollen wir die Autozentrierung beenden und Braunschweig von einer autogerechten zu einer menschengerechten Stadt umbauen. Darüber hinaus wollen wir die Öffentlichkeitsarbeit intensivieren, um die Akzeptanz von Alternativen zum Auto zu steigern.
Der motorisierte Individualverkehr nimmt zu viel Raum ein und beschränkt die Lebens- und Umweltqualität in unserer Stadt. Auch wenn die Umstellung auf E-Autos zumindest in Sachen Luftqualität und Lärm Verbesserungen mit sich bringt, muss es unser Ziel sein, die Menge der privat genutzten Kraftfahrzeuge erheblich zu verringern.
Wir setzen uns für die Entwicklung und Umsetzung eines Liefer-, Halte- und Parkkonzepts für Fahrzeuge ein. Lieferzonen und Halteflächen für Handwerker*innen unterstützen den Alltag von Handel, Gewerbe sowie von Personen mit Mobilitätseinschränkungen. Gleichzeitig wollen wir die Parkraumbewirtschaftung auch unter Berücksichtigung der Anwohner*innen ausbauen und die Überwachung des ruhenden Verkehrs intensivieren. Falschparken wollen wir baulich unterbinden.
Wir werden uns für ein Modellprojekt „Magni für Menschen“ als autofreies Stadtquartier für Fußgänger*innen und Radfahrende einsetzen. Insbesondere die Parksuchverkehre und damit verbunden die Anzahl der Parkplätze können gerade hier, zugunsten von Lebensraum, stark reduziert werden. Perspektivisch wollen wir die Braunschweiger Innenstadt autofrei, das heißt frei von privaten Kfz-Verkehren, gestalten. Dabei sollen die Bedürfnisse mobilitätseingeschränkter Personen im Fokus stehen.