Jasperallee – Debatte zur Allee informativ und sachlich führen

Foto: Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Braunschweig

Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger fehlt

Seit Februar dieses Jahres ist es bekannt:  Bäume auf der Jasperallee zwischen Staatstheater und Ring sind mit unterschiedlichem Grad geschädigt. Deshalb steht die Frage im Raum: Wie gestalten wir die Prachtallee, wenn in den kommenden Jahren immer mehr Bäume absterben? Denn die Jasperallee hat eine hohe Bedeutung für das östliche Ringgebiet und weiter darüber hinaus. Die Debatte ist emotional geführt. Auslöser dafür sind Bekundungen des Fachbereichs Stadtgrün und Sport, die Alleebäume komplett abzuholzen und durch neue Bäume zu ersetzen. Die Forderung der Bürgerinitiative Baumschutz Braunschweig lautet: die noch stehenden alten Bäume müssen bleiben. Die bestehenden Lücken sollen nachgeplanzt werden.

Was grundsätzlich fehlt: Eine frühzeitige Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger seitens der Verwaltung. Lediglich die Braunschweiger Zeitung und die Bürgerinitiative informieren. Auf der Website der Stadt Braunschweig finden sich keine Informationen. Warum ist es nicht möglich, Bürgerinnen und Bürger zu einer öffentlichen Veranstaltung einzuladen und mit ihnen gemeinsam ein sinnvolles Vorgehen zur Sanierung der Baumreihen entlang der Jasperallee zu beraten? Hier besteht die Möglichkeit, die Beweggründe der Verwaltung zu erläutern. Eine frühzeitige Information und Beteiligung hat der Fachbereich Stadtgrün und Sport vergeigt. Dabei stellt niemand in Abrede, dass die Baumlücken zahlreicher werden und den Gesamteindruck der Prachtstraße trüben. Der eingebrachte Antrag in der Bezirksratssitzung des Östlichen Ringgebietes für eine Beteiligung wurde mit den Stimmen von CDU und SPD abgelehnt.

Was beispielsweise bei der Beteiligung zum Ausbau der Stadtbahn vorbildlich läuft, findet zur Sanierung der Baumreihen entlang der Jasperallee bedauerlicher Weise nicht statt. Das zeigt: der Austausch innerhalb der Verwaltung läuft schleppend. Der Weg zum integrierten Arbeiten, zum Austausch über Fachbereichsgrenzen hinaus, ist noch lang.

Welcher Baum soll auf die Jasperallee?

Alle gemeinsam haben wir das Interesse, die Jasperallee in ihrer Schönheit zu erhalten. Dazu gehört für uns, die Baumallee zeitnah wieder zu vervollständigen.

Jasperallee zwischen Stadtpark und PaulikircheDie Jasperallee zeigt ein differenziertes Bild in den Alleebäumen. Der nord-östliche Abschnitt zwischen Stadtpark und Paulikirche ist mit Platanen bepflanzt. Platanen sind breitkronige Bäume, die eine Höhe von bis zu 40 Meter erlangen können. Weil Straßenbäume regelmäßig beschnitten werden, ist ihr Höhenwachstum begrenzt. Sie bilden an einem kurzen Stamm kräftige Äste aus. Platanen sind ausgesprochen robust und in diesem Abschnitt nicht geschädigt. Der Abschnitt zwischen Paulikirche und Ring ist mit einer Ahorn-Art bepflanzt. Dieser Baum ist aufgrund seiner Herkunft hitzeverträglich und trockenresistent. Die Blüten werden stark von Insekten beflogen. Die Baumreihe ist nicht geschädigt.

Der süd-westliche Abschnitt zwischen Ring und Staatstheater ist überwiegend mit Silber-Ahornen bepflanzt. Silber-Ahorne sind allgemein schnell wachsende Bäume, die eine Höhe von bis zu 20 Metern erreichen. Sie sind oft mehrstämmig und aus diesem Grund im Alter windbruchgefährdet. Silber-Ahorne sind Flachwurzler mit weit reichenden Hauptwurzeln.

Welche Bäume nachpflanzen?

Jasperallee an der PaulikircheAllein diese Beschreibung erklärt sehr gut, warum sich die Diskussion auf den süd-westlichen Abschnitt konzentriert. Die Ahorne wurden nach dem II. Weltkrieg gepflanzt. Denn unsere Vorfahren wollten offenkundig mit den schnellwachsenden Bäumen zügig optische Erfolge erzielen. Die somit jetzt um die 70 Jahre alten Bäume sind teilweise windbruchgefährdet und verlieren auch im Wurzelbereich ihre Standfestigkeit. Deshalb werden, so die Verwaltung, nach und nach immer mehr Bäume entlang der Jasperallee zwischen Staatstheater und Ring zur Gefahrenabwehr entfernt.

Das Nachpflanzen von Bäumen ist wenig hilfreich, argumentiert die Verwaltung. Nach ihrer Erfahrung wachsen die jungen Bäume nicht an, weil sie sich im Schatten der großen Altbäume nicht behaupten können. Baumexperten und auch Fachliteratur widerlegen diese Aussage. Hier überwiegt die Meinung, dass kleinere Bäume vitaler sind, besser anwachsen und somit auch standsicherer gegen Stürme sind. Außerdem bleibt die Frage: Ist es sinnvoll weiterhin den Silber-Ahorn zu pflanzen oder besser, auf eine andere Spezies zu wechseln?

Was meinen die Anwohnerinnen und Anwohner?

Wer mit den Anwohnerinnen und Anwohnern der Jasperallee ins Gespräch kommt, erfährt den Wunsch, die Baulücken wieder zu schließen. Dafür wären einzelne Personen sogar bereit, Baumpatenschaften zu übernehmen. Hübsch anzusehen ist dies nicht. Die Prachtstraße verliert ihre Pracht, ist aber immer noch als Allee wahrnehmbar.

Die Jasperallee ist darüber hinaus eine Hauptverkehrsstraße, die von vielen Menschen täglich mit dem Pkw oder dem Fahrrad befahren wird. Zusätzlich verkehren zahlreiche Buslinien auf der Jasperallee. Alle Vorbeifahrenden nehmen die Allee als repräsentative Einfahrt in die Innenstadt wahr. Das erklärt auch das überbezirkliche Interesse an der Diskussion.

Jasperallee zwischen Staatstheater und RingDie Allee hat eine hohe Bedeutung für die Menschen im Quartier: Hunde werden ausgeführt, Menschen spazieren im Schatten der Bäume die Straße entlang. Mit ein paar neuen Bänken entlang des Mittelstreifens stieg die Aufenthaltsqualität der Prachtstraße zusätzlich. Umsomehr schürt mangelnde Transparenz Misstrauen und ist zugleich eine fehlende Wertschätzung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern. Hinzu kommt, dass insbesondere entlang der Jasperallee und in ihren angrenzenden Straßen reichlich Fachkompetenz zum Thema wohnt und arbeitet.

Die Verwaltungsvorlage (18-08464) unterstreicht die fehlende Kommunikation noch. Die Vorlage verweist auf die – wohl seit längerem – laufenden verwaltungsinternen Überlegungen. Welche fachliche Expertise ist eingeholt? Liegen Gutachten vor? Die Kommunikationslücke der Verwaltung wird nun von der Bürgerinitiative Baumschutz Braunschweig gefüllt.

Jasperallee bleibt Allee – darin sind sich alle einig

Alle wollen die Baumallee an der Jasperallee erhalten. In diesem Punkt herrscht Einigkeit! Die Initiative Baumschutz setzt sich für den Erhalt von Straßenbäumen und insgesamt für mehr Bäume in Braunschweig ein. Dafür kämpft die Initiative um jeden lebenden Baum. Die Plakataktion zur Petition suggeriert allerdings ein falsches Bild. Die Alleebäume sollen nicht fallen und die Jasperallee baumfrei werden.

Silber-Ahorn auf der JasperalleeDie Verwaltung und die Bürgerinitiative Baumschutz schlagen vor, im Baumbestand für den Abschnitt der Jasperallee zwischen Staatstheater und Ring auf Linden zu wechseln. Linden sind, wie die Platanen, Tief- und Herzwurzler. Auch ihre Wurzeln ragen über ihre Kronentraufe hinaus und geben dem Baum eine hohe Standfestigkeit. Darüber hinaus gelten Linden als Bienenbäume, denn ihre Blüten durften stark. Es ist zusätzlich ein schöner Nebeneffekt, dass Linden zur historischen Bepflanzung der Jasperallee gehören.

Allerdings: Jungbäume sind deutlich kleiner. Ihre Kronen sind weit weniger ausgeprägt. Somit ist auch ihre stadtklimatische Wirkungen geringer, als die der Altbäume.

Die Kernfrage bleibt: Wie kommen wir vom Ahorn-Bestand zur Linde? Eine Möglichkeit wäre, die Ahorne auszugraben und an einem geeigneten Standort weiter leben zu lassen. Das ist leider aufgrund des breiten Wurzelwerkes nicht möglich. Die Bäume würden schwer geschädigt und die vor wenigen Jahren sanierten Fahrbahnen und Fußwege beschädigt. Ein Jammer, dass die Diskussion nicht vor der Straßensanierung geführt wurde!

Radikal Lösung der Verwaltung nicht durchsetzbar

Der Vorschlag alle Ahorne abschnittsweise auf einmal abzuholzen und mit jungen Linden nachzupflanzen ist im Östlichen Ringgebiet nicht tragfähig. Wir Grüne stimmen einem solchen Vorgehen nicht zu! Das ist ein radikaler Eingriff ins Stadtbild. Denn es wird einige Jahre dauern, bis die Jasperallee vergleichbar ihrer heutigen Erscheinung wirkt.

Lösungsvorschlag

Juliane Krause, Stellvertretende Bezirksbürgermeisterin im Östlichen Ringgebiet, auf der JasperalleeWir beginnen mit der Nachpflanzung junger Linden in den Baumlücken. Auf Grundlage eines Baumgutachtens werden die am stärksten geschädigten Bäume ebenfalls durch Linden ersetzt. Um die stadtklimatische Wirkung der Altbäume zu kompensieren, pflanzen wir zusätzliche Linden im Umfeld der Jasperallee. Ziel soll es sein, dass der Wechsel zwischen alten Ahornbäumen und jungen Linden im Zusammenwirken ein angenehmes Bild ergeben. Zugleich ist es über die Jahre gut, wenn sich Abschnitte mit unterschiedlichen Alterskohorten von Bäumen abwechseln. Dann zeigt die Jasperallee ein abwechslungsreiches – aber nie alleefreies Bild.

Wir Grüne sind zuversichtlich, dass ein guter Kompromiss gefunden wird. Voraussetzung dafür ist, dass die Verwaltung über ihre Schatten springt und an einem Kompromiss mit den Bürgerinnen und Bürgern Interesse zeigt.

ein Beitrag von
Juliane Krause, stellvertretende Bezirksbürgermeisterin im Stadtbezirk Östliches Ringgebiet

Weitere Informationen

Stadt Braunschweig (6. September 2018) – Jasperallee: Bäume in drei Abschnitten erneuern

Bürgerinitiative Baumschutz Braunschweig

Stadt Braunschweig – Baumkataster – Baumkontrolle – Baumpflege

Beitrag von Wenzel Bratner (2001) – Lebendige Substanz, Bild und Original in der Gartendenkmalpflege

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