Technische Entwicklung eröffnet viele Möglichkeiten
von Horst-Dieter Steinert
Wer sich in Braunschweig fortbewegen möchte, kann dies zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit Straßenbahn und Bus sowie mit dem Auto machen. Immer häufiger sehen wir auch neue Vehicel auf der Straße: elektrisch betriebene Zweiräder wie selbstbalancierende Elektro-Scooter, Segways, Fahrräder und Roller mit Elektromotoren.
Darüber hinaus haben immer mehr Menschen Smart-Phones die eine Vielzahl von Informationen liefern, Wegeketten planen lassen und sogar zunehmend das Bezahlen ermöglichen. Diese Gemengelage zeigt: Mobilität steckt mitten im Wandel.
Das geht auch durch die Generationen. Junge Menschen machen später einen Führerschein. Mobilität lässt sich – dank aktueller Infos überall und jederzeit – mit Bahn, Bus und Fahrrad absichern. Wenn ein Auto gebraucht wird, dann wird es geliehen. Wenn die ersten Kinder in die Welt gesetzt werden, dann wird der Führerschein schnell nachgeholt und das Auto gekauft.
Was bedeutet das für die weitere Entwicklung unserer Verkehrsinfrastruktur? Auf jeden Fall eines: die Verkehrsträger Straße für motorisierte Fahrzeuge, Schiene, Rad- und Fußwege sind gleichberechtigter. Deshalb sind die Kosten für den Ausbau der einzelnen Verkehrsträger neu zu verteilen.
Viele Straßen sind überdimensioniert. Sie können bei einer Sanierung zugunsten breiterer Fuß- und Radwege oder für gesonderte Spuren für Straßenbahn und Busse zurückgebaut werden. Wer an die Kurt-Schumacher-Straße, die Theodor-Heuss-Straße oder die Ottenroder Straße denkt muss schwerlich einsehen, dass hier zuviel Asphalt den Raum prägt. Einige Parkplätze für Autos dürfen auch in Stellflächen für Fahrräder oder andere Vehicel umgenutzt werden.
Eine immer stärkere Bedeutung bekommt die Vernetzung. Das DLR im Norden der Stadt ist einer der vordenkenden Institutionen in der Bundesrepublik dafür. Mit einer App den Tag planen. Welche Wege hab ich heute? Wie wird das Wetter? Die App soll vorschlagen, ob ich besser mit dem Rad oder dem Bus starte.
Und: Verkehrsmittel werden immer stärker gemeinsam genutzt. Klassisch kennen wir das bei Straßenbahn und Bus. Das wird auch beim Auto und Fahrrad Einzug halten. Ich leihe mir eben das Fahrrad, das dort auf dem Kohlmarkt steht und fahre damit zum Theater. Zurück nach Hause ins schöne Kralenriede nehme ich bequem den Bus. Buchen? Kein Problem! Ich kauf den Fahrschein über die App.
Auf diese Zukunft müssen wir uns vorbereiten. Sie bedeutet, die vorhandenen Systeme attraktiver zu machen und die technische Vernetzung zu ermöglichen. Echtzeitauskünfte für Bus und Bahn sind genauso wichtig einzuführen, wie auf ausgewählten Routen die Straßenbahn auszubauen – ein verlässliches Angebot mit dichteren Takten auch im Abendverkehr sowie am Wochenende mal vorausgesetzt. Ein Fahrradleihsystem in der Stadt, besser gleich für die Region, ist ein zukunftsträchtiges Projekt. CarSharing Anbieter haben wir bereits in Braunschweig. Strategisch dürfen es aber noch mehr Anbieter und Fahrzeuge werden. Für diese Vielfalt an Mobilitätsangeboten setzen sich Bündnis 90/ Die Grünen ein.
Die Nordstadt hat die Nase vorn: Hier liegt eines der größten Neubauprojekte in Braunschweig mit einem besonderen Mobilitätskonzept. Die Investoren wird eine Reduzierung der Parkplätze gewährt, wenn sie alternative Mobiltiätskonzepte fördern und vor Ort unterstützen. So entstehen Mobilitätspunkte, viele hochwertige Fahrradabstellanlagen und neue Kooperationen mit Car- und hoffentlich auch BikeSharing-Anbietern.
Es tut sich was in Braunschweig. Vielleicht werden wir in den nächsten Jahren zurecht die Mobilitätskompetenzregion der Bundesrepublik.
Dieser Artikel erschien in der August-Ausgabe der Ortteilzeitung „Durchblick„