Erneut kann durch die Pandemielage in Deutschland und Braunschweig keine offizielle Gedenkveranstaltung zum 09. November in Braunschweig stattfinden. Aber auch ohne offizielle Veranstaltung, darf der Tag nicht in Vergessenheit geraten. Daher haben wir als KV Braunschweig zusammen mit Vertreter*innen der Ratsfraktion (Lisa-Marie, Leonore, Cristina) einen Kranz vor der ehemaligen Synagoge Braunschweigs und der jüdischen Gemeinde niedergelegt, um in aller Stille an die Nacht im Jahr 1938 zu erinnern, welche den traurigen Auftakt der systematischen Verfolgung und Vernichtung von über 6 Millionen Juden bildete und als „Progromnacht“ in die Geschichte einging. In dieser Nacht des Entsetzens wurden tausende jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert und zerstört, Synagogen angezündet und Menschen gejagt, misshandelt und getötet. Anschließend kam es zu Deportationen von über 30.000 Menschen in die deutschen Konzentrationslager.
Doch der 09. November ist auch ein Datum, an welchem sich weitere historische Ereignisse in unserer Geschichte sich jähren:
- 1848: Robert Blum – der liberale Freiheitskämpfer und Führungsfigur des Vormärz – wurde standrechtlich erschossen.
- 1918: Ausrufung der ersten deutschen Republik durch den SPD-Vorsitzenden Philipp Scheidemann
- 1923: Hitler Putsch – Adolf Hitlers Versuch der Machtergreifung scheitert (vorerst). Er wird für 5 Jahr inhaftiert.
- 1989: Mauerfall – Bis Mitternacht waren alle Berliner Grenzübergänge offen und es kam schließlich zum Ende der DDR und der 28 jährigen Teilung Deutschlands.
Alle Ereignisse zeigen, wie labil sicher geglaubte politische Systeme und Strukturen sind und wie rasch es zur radikalen Veränderung kommen kann. Auch das eigentlich positive Ereignis des Mauerfalls, brachte Herausforderungen für Menschen in beiden Teilen Deutschland mit sich. Ohne eine verantwortungsvolle Politik, welche die gesamte Gesellschaft ernst nimmt und beteiligt, besteht immer die Gefahr einer Radikalisierung. In den letzten Jahren haben es rechte Parteien erneut geschafft sich in der politischen Landschaft zu etablieren. Auch in Braunschweig selbst, kommt es immer wieder zu Provokationen, Veranstaltungen und Übergriffen von Rechtsextremen. Daher sollte der 09. November ein Tag sein, welcher uns mahnt, den Kampf gegen die Wiederkehr von Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus nicht zu vergessen. Statt eines Schlussstrichs, brauchen wir eine vielfältige Erinnerungskultur und sollten uns nicht nur in Politik, sondern auch im Alltag gegen jede Form von Diskriminierung, Ausgrenzung und Hass zur Wehr setzen.