Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit
Wie werden wir in Zukunft arbeiten? Werde ich genug verdienen, um ein abgesichertes Leben führen zu können? Das Fragen sich viele Menschen, unabhängig von ihrem Alter. Die Arbeitswelt verändert sich. Ohne die gesellschaftliche Bereitschaft sich auf neue Technologien einzulassen, wird es zukünftig immer weniger Jobs geben. Die Flexibilisierung wird weiter zunehmen. Wir müssen gute Arbeit aktiv politisch gestalten.
Arbeit muss fair und ausreichend bezahlt sein
Unsichere Jobs mit kurzen Vertragslaufzeiten nehmen immer mehr zu. Bei hoher Flexibilität und geringer Bezahlung grenzen diese Jobs teilweise an Ausbeutung. Deshalb begrüßen wir Grüne die Festlegung von Mindestlöhnen. Wir wollen außerdem die Sachgrundlose Befristung von Arbeitsverträgen abschaffen. Teilzeit und Minijobs brauchen verlässliche Absprachen für die Arbeit auf Abruf. Insbesondere Minijobs sind keine regulären Arbeitsverhältnisse und sollen die Ausnahme bleiben.
Auch Leiharbeit hat stetig zugenommen. Um hier Entgegenzuwirken muss für Leiharbeit der gleiche Lohn wie für die Festangestellten gezahlt werden. Damit Leiharbeit die Ausnahme bleibt und für Betriebe möglichst unattraktiv ist, soll zusätzlich ein Flexibilitätszuschlag gezahlt werden.
Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige gute Arbeit ist in Deutschland leider nicht selbstverständlich. Frauen verdienen im Schnitt immer noch weniger als Männer. Mit Leiharbeit oder Werk- und Dienstverträgen versuchen Arbeitgeber die Lohn- und Sozialversicherungskosten zu drücken. Das geht nicht! Wir wollen, dass vom ersten Arbeitstag an gleiche Löhne für gleiche und gleichwertige Arbeit gezahlt werden. Mit einem Entgeltgleichheitsgesetz wollen wir Grüne hier einwirken: Die Tarifparteien sollen zukünftig ihre Tarifverträge und die nicht tariflichen Entgeltstrukturen auf gleiche Rahmenbedingungen überprüfen. Dafür sollen geschlechtsneutrale Kriterien entwickelt werden.
Weiterbildung – Recht auf lebenslanges Lernen
Viele Jobs verlangen nach einer immer höheren Qualifikation. Deshalb wird der Zugang zu Bildung und die Durchlässigkeit der Bildungssysteme immer wichtiger. Wer sich im Verlauf seines Lebens weiter qualifizieren will, braucht die Chancen dafür. Es muss selbstverständlich sein, dass ein Mensch eine zweite Ausbildung durchlaufen kann. Das Recht auf lebenslanges Lernen sowie auf finanzielle Unterstützung dafür können dieses Ziel befördern. Zugleich müssen Weiterbildungsangebote stärker inhaltlich abgestimmt und mit einer verpflichtenden Evaluierung die Qualität verbessert werden.
Weiterbildung kostet Geld. Insbesondere für Menschen mit geringen Einkommen sind diese Kosten nicht aufzubringen. Deshalb soll die Arbeitslosenversicherung zur einer Arbeitsversicherung umgestaltet werden. So können aus der Versicherung auch Weiterbildungen finanziert werden. Ziel ist es, gar nicht erst arbeitslos zu werden. In diese Arbeitsversicherung sollen auch Selbstständige einbezogen werden.
Geringqualifizierte mitnehmen
Nicht vergessen dürfen wir, dass nicht alle Menschen den Aufstieg schaffen. Es muss auch in Zukunft Arbeit, angemessene Bezahlung und soziale Absicherung für gering qualifizierte Menschen geben. Diese Menschen werden somit häufig ausgebeutet. Deshalb sind gesetzliche Vorgaben für den Mindestlohn richtig und wichtig.
Wir haben Menschen, die nicht mehr Arbeiten können, auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr oder nur noch sehr schwer vermittelbar sind. Ob diese in der Sozialhilfestatistik oder der Arbeitslosenstatistik geführt werden ändert nichts daran, dass sie eine soziale Absicherung durch den Staat brauchen. Doch sollte immer das Ziel sein, Arbeit und nicht Arbeitslosigkeit zu bezahlen. Dafür wollen wir Grüne ein sozialen Arbeitsmarkt schaffen.
Arbeit hat viele Gesichter…
… im direkten Kontakt zu Menschen
In den sozialen Berufen wird der direkte Kontakt zum Menschen weiterhin im Mittelpunkt stehen. Ob Lehrer*innen, Altenpfleger*innen, Kranken*pfleger, Ärzt*innen, Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen u. v. m. Ziel muss es sein, die Zeit der administrativen Tätigkeiten für diese Berufsgruppen so gering wie möglich und die Zeit für die Menschen so groß wie möglich zu gestalten. Dafür ist eine digitale Unterstützung sinnvoll. Weil es sich in diesen Berufsgruppen um personenbezogene und damit sensible Daten handelt, sind strenge Datenschutzrichtlinien wichtig. Weiter gedacht kann der schnelle Austausch, beispielsweise von Patientendaten, die medizinische Versorgung verbessern.
… in der Dienstleistungsbranche
In der Dienstleistungsbranche gibt es Jobs, die den direkten Kundenkontakt voraussetzen. Hier setzt weiterhin die Öffnungszeiten eine Präsenz vor Ort voraus.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Tätigkeiten, wo der Ort der Erledigung egal ist. Die zunehmende Digitalisierung erlaubt es, dass auf Daten mit sicheren Internetverbindungen allerorts zurückgegriffen werden kann. Das setzt voraus, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf digitale Akten und Vorgänge umstellen. Ein Lernprozess für beide Seiten, damit das Homeoffice möglich wird. Die Arbeitgeber sollen die notwendige Ausstattung dafür bereitstellen.
… in öffentlichen Verwaltungen
Ein Blick in die Deutsche Verwaltung zeigt, das die Behörden von der umfassenden Digitalisierung noch weit entfernt sind. Die digitale Akte ist vielerorts eine Zukunftsvision. Die technische Ausstattung mit IT-Geräten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist veraltet. Dabei kostet es viel Zeit und zusätzlichen Aufwand, wenn Außendienstmitarbeiter nicht auf ihre Unterlagen von einem Ortstermin im Büro zugreifen können. Hier müssen Städte, Gemeinden, Land- und Bundeseinrichtungen schnell tätig werden. Mit dem digitalen Upgrade ist endlich zu beginnen. Dafür brauchen die öffentlichen Verwaltungen Geld und Personalressourcen. Dieser Schritt ist, neben der technischen Ausstattung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Voraussetzung für mehr Flexibilität für Arbeitszeit und Arbeitsorte.
… in produzierendem Gewerbe und Industrie
In der freien Wirtschaft zeichnet sich ein sehr unterschiedliches Bild. Im Bereich der Kreativwirtschaft hat die Flexibilität von Arbeitsort und Arbeitszeit in großem Umfang Einzug gehalten.
Insbesondere im Bereich des produktiven Gewerbes stellt die Flexibilisierung ein großes Problem dar. Ein reibungsloser Produktionsablauf und der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten und -orten zumindest temporär in Einklang zu bringen ist schwer. Es ist von der Bereitschaft von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Interessenvertretungen abhängig, hierfür Lösungen zu finden.
Arbeit ohne gesundheitliche Belastung
Arbeitsverhältnisse dürfen nicht zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Neben der Fürsorgepflicht jedes Arbeitgebers für die Sicherheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehört dazu, aktiv Lösungen gegen psychische Gefährdungen zu finden.
Rückkehrgarantie in Vollzeit
Es gibt viele Gründe, warum Menschen nicht Vollzeit arbeiten können. Eine Schwangerschaft, die Erziehung von Kindern, die Pflege von Angehörigen oder eine Krankheit können der Anlass sein, von Vollzeit auf Teilzeit zu reduzieren. Doch besteht häufig im Anschluss nicht mehr die Möglichkeit, in die Vollzeit zurückzukehren. Davon sind überproportional häufig Frauen betroffen. Wir Grüne wollen deshalb ein Rückkehrrecht von Teilzeitbeschäftigten auf ihre vorherige Stundenzahl festschreiben.
Gewerkschaften garantieren starke Mitbestimmung
Ohne starke Gewerkschaften können die Rechte von Mitarbeitern nicht durchgesetzt werden. Auch unsere politischen Ideen müssen wir mit den Gewerkschaften diskutieren. Die Gründung von Betriebs- und Personalräten wird deshalb nach Meinung der Grünen vereinfacht.
Gestärkt wird aus Grüner Sicht auch die Mitbestimmung von Mitarbeitern in den Aufsichtsräten ihrer Betriebe. Hier bestehen rechtliche Lücken, die wir schließen wollen.
Ein Beitrag von Juliane Krause.
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