Es ist Samstagnachmittag, die Sonne scheint und man würde gerne wieder im Stadion bei einem Wolters seine Eintracht anfeuern. Nur leider geht das nicht. Es ist Corona-Zeit. Die restlichen Spieltage in der 3. Liga finden ohne Zuschauer*innen als sogenannte „Geisterspiele“ statt.
Intensiv wurde diskutiert, ob überhaupt Geisterspiele stattfinden sollen oder ob die Liga gleich ganz abgebrochen wird. Die wirtschaftlichen Interessen haben dann aber doch überwogen. Auch wenn die Zuschauereinnahmen so oder so wegbrechen, hat man bei Geisterspielen immer noch Sponsorengelder, die gezahlt werden. Für einige Vereine ist das überlebenswichtig. Die meisten Fans sind darüber nicht besonders glücklich, akzeptieren es aber, um zumindest eine drohende Insolvenz abzuwenden.
Der Profifußball ist heutzutage in erster Linie ein kommerzieller Wirtschaftsfaktor, bei dem es darum geht, jährlich steigende Gewinne zu erwirtschaften. Vereine streben immer nach noch mehr Einnahmen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Diesem Geschäftsmodell hat die Corona-Krise erstmal den Boden entzogen.
Vielleicht ist jetzt die Chance gekommen, den Fußball grundsätzlich neu aufzustellen und Abhängigkeiten von Einnahmequellen zu verringern. Die Rahmenbedingungen in der 1., 2. und 3. Liga könnten wieder angeglichen und fairer gemacht und Fernsehgelder wieder gerecht verteilt werden.
Es wird endlich ein nachhaltiges Geschäftsmodell für den Fußball benötigt, welches im Einklang zwischen wirtschaftlichen Interessen und gesellschaftlicher Verantwortung steht. Als Fan steht man häufig an der sprichwörtlichen Seitenlinie und kann nur beobachten wie im Management Entscheidungen getroffen werden und hoffen, dass rechtzeitig ein neuer Weg eingeschlagen wird. Und wenn Eintracht dann auch noch wieder aufsteigt, ist alles wieder gut 😉
Ein Beitrag von Helge Böttcher,
Ratsherr der Stadt Braunschweig, Mitglied und Dauerkartenbesitzer bei Eintracht Braunschweig